Wohlfühlen im eigenen Körper

Posted on 30. November 2019

Bodypositivity ist ein absolutes Buzzword. Oft genannt, viel diskutiert und es gibt ziemlich viele Fragen zu dem Thema. Auch ich bekomme immer wieder Fragen von Lesern und kann da gar nicht so viel Hilfe leisten. Ich war immer irgendwie fein mit meinem Körper und hatte nie das Gefühl oder den Drang mich verstecken zu müssen. Ich hatte die richtigen Freunde und von meinen Eltern wohl die richtige Portion Selbstbewusstsein mitbekommen, bzw. wurde so erzogen dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt – auch bei mir nicht.

Klar habe auch ich mal mit meinem Körper gehadert und es gibt Dinge die ich an mir nicht mag und lieber anders hätte. Aber alles in allem bin ich zufrieden und – auch mit meinem Gewicht – wenn es nicht so wäre, würde/müsste ich es ändern. Meistens war ich genervt, weil ich nicht die Klamotten gefunden habe, die ich gerne wollte – aber auch da hat sich in den letzten Jahren viel getan und das Angebot an Plus Size Fashion für Männer wird immer größer.

Ich weiß, dass ich Glück hatte, kein Opfer von Mobbing, Bodyshaming und Dicken-Bashing geworden zu sein. Ich kenne leider viele andere Geschichten – was mich sehr traurig macht. Es darf einfach nie soweit kommen, dass es Menschen so geht , wie es im Artikel „Selbstmordgedanken und Depression – aus Frust am eigenen Körper“ beschrieben wird. Ich bin fein mit mir – aber ich wache nicht jeden Morgen auf und finde mich toll oder bin zufrieden. Selbstliebe und Bodypositivity ist kein „permanent-dümmlich-grinsendes Dauergefühl“ – aber eine grundsätzliche Zufriedenheit ist unheimlich wichtig.

Hier auf dem Blog ist meine Hauptintention zu zeigen, dass auch ein dicker Mann gut, cool, trendy, hip – whatever, you name it – angezogen sein kann und Spaß an Mode haben kann. Deshalb war ich auch sofort dabei als das MANNSCHAFT MAGAZIN einen Aufruf für Fotos zu einem Artikel über das Wohlfühlen im eigenen Körper gestartet hat.

„Sich rundum im eigenen Körper wohlfühlen, ist keine leichte Aufgabe. Denn wir leben in einer Welt, in der das Streben nach Perfektion allgegenwärtig ist. Einer Welt, in der Menschen unerfüllbaren Idealen hinterhereifern und teilweise daran zerbrechen. Wenn es um unser äusseres Erscheinungsbild geht, sind wir oft kritischer als als jeder Literatur- oder Filmrezensent. Psychische Störungen wie Depression, Essstörungen oder Suizidgedanken sind nicht selten Folge dieses übertriebenen Körperkults.“

So beginnt der Bericht von Martin Busse mit Bildern von Susanne Erler in der aktuellen Ausgabe des MANNSCHAFT MAGAZIN. Hosen runter für mehr Akzeptanz war quasi das Motto des Shootings. Drei andere Männer und ich stehen ungeschminkt in Unterhose vor der Kamera. Vier Männer die Augenscheinlich nicht den aktuellen Schönheitsidealen oder typischen Männerbildern entsprechen, die so herumgeistern. Trotzdem sind es wunderschöne Bilder geworden. Schlicht, pur und ausdrucksstark. Vielen Dank dafür!

Mein Lieblingsbild aus meiner Serie ist das hier:

Die ungeschönte Wahrheit – stark und doch verletzlich. Mit allen Ecken, Kanten, Rundungen und Falten. So wie ich eben einfach bin. So wie ich mich völlig ok finde, mich mag und mich auch andere mögen, akzeptieren, tolerieren, hassen oder lieben. Keine perfekte Ausleuchtung, keine Team aus Stylistin und Hair & Make Up Leuten, wie ich es sonst von Model-Jobs kenne. Alles so, wie es ist und ich finde es genau richtig.

Ich hoffe, dass diese Bilder und der Artikel anderen helfen können, die sich noch nicht akzeptieren können, die mit Ihrem Körper unzufrieden sind und deshalb nicht das Leben führen, das sie leben und lieben sollten. Bodypositivity – ein kleines Wort das so viel bedeutet. Positiv sich selbst und dem eigenen Körper gegenüber eingestellt zu sein. Ohne Druck von Außen, der zu Druck von Innen wird.